Gaubenvarianten

Für einen Artikel in der Zeitschrift ddh wurden eine Reihe von verschiedenen Gauben durchkonstruiert. Diese stellen wir hier als interaktive 3d-PDF-Modelle zum Download bereit. Bitte auf Bild klicken. (Je nach Browser-Einstellungen muss evtl. mit rechter Maustaste auf die Grafik "Ziel speichern unter ..." gewählt und die herunter geladene Datei danach geöffnet werden, um die 3d-Funktionalität zu erhalten. Sonst erscheint nur ein statisches Bild.)


Eine der einfachsten und am häufigsten vorkommenden Gaubenformen ist die Schleppgaube. Sie kommt ohne Grate und Kehlen aus.


Die Dreiecksgaube hat keine seitlichen Backenflächen. Ihre zwei Dachflächen haben keine Traufe. Von allen Gaubenformen bietet sie den geringsten Raum- und Lichtgewinn. Da ihre Kehlen bis zur Brüstung herunterreichen, müssen sie meist mit Kehlsparren ausgeführt werden.


Weil die Satteldachgaube zwei Kehlen hat, an denen die Eindeckung geschnitten wird, muss bei ihr keine Rücksicht auf das Raster der Hauptdacheindeckung genommen werden. Wenn ihre Traufen so hoch liegen, dass die Hauptdachsparren oberhalb der Gaube noch auf der Mittelpfette aufliegen können, ist die Ausführung der Kehlen mit Kehlbohlen möglich, die auf diese Hauptdachsparren aufgelegt werden.


Hinsichtlich der Belichtung bietet die Satteldachgaube die besten Möglichkeiten von allen Gauben, weil bei Bedarf auch noch das Giebeldreieck Fensterflächen erhalten kann.

Bei niedriger liegenden Traufen müssen die Kehlen in der Regel mit aufwändigeren Kehlsparren ausgeführt werden, da es sonst im Kehlbereich zu stärkeren Durchbiegungen käme.


Die Walmgaube ist eine Kombination von Schlepp- und Satteldachgaube. Sie hat drei Traufen. Meist erhält der Walm die gleiche Neigung wie das Hauptdach. Durch Variieren der seitlichen Dachneigungen kann die Lage der Anfallspunkte (Treffpunkt von zwei Graten oder Kehlen und der Firstlinie) beeinflusst werden.


Am Anfallspunkt der Walmgaube sammeln sich die Lasten der Gratsparren und müssen nach unten abgeleitet werden. Bei günstigen Dachausmittlungen kann dies über die Mittelpfette des Hauptdaches erfolgen. In ungünstigen Fällen muss ein Überzug die Lasten der Firstpfosten übernehmen.


Bei einer abgewalmten Schleppgaube handelt es sich um eine abgewandelte Walmgaube, bei der die Walmfläche so flach geneigt ist bzw. die seitlichen Gaubendachflächen so steil geneigt sind, dass sich zwischen ihnen keine Firstlinie mehr ergibt, sondern ein Dachbruch zwischen Walmfläche und Hauptdach.


Wenn eine Schleppgaube statt seitlicher Backenflächen ausgestellte Dachflächen erhält, spricht man von einer Trapezgaube. Bei einer fertig eingedeckten und verkleideten Trapezgaube deutet von außen nichts mehr darauf hin, ob sie mit Kehlbohlen oder Kehlsparren konstruiert wurde. Im Innenraum ist dieser Unterschied dagegen leicht erkennbar. Wenn die fertig ausgebaute Trapezgaube innen senkrechte Backen hat, ist sie sicherlich mit Kehlbohlen ausgeführt worden. Die Variante mit Kehlsparren bietet mit ihren geneigten Backenflächen dagegen wesentlich mehr Raum. Bei den meisten Trapezgauben werden die abbundtechnisch günstigeren Kehlbohlen eingebaut.


Mancher Bauherr bemerkt dann bei der ersten Besichtigung seiner frisch errichteten neuen Trapezgaube den verschenkten Raum unter den seitlichen Dachflächen und bedauert seine Entscheidung für die billigere Lösung. Der nachträgliche Einbau eines Kehlsparrens ist umständlich. Professioneller ist es, dem Bauherrn vor der Ausführung den Raumgewinn bei der Kehlsparren-Variante zu veranschaulichen und die Mehrkosten zu nennen. Bestimmt wird der ein oder andere Bauherr sich dann gerne für die teurere Lösung entscheiden. 


Wird die Trapezgaube mit verkantetem Kehlsparren ausgeführt, ergeben sich einige Vorteile. Vom Abbund her ist der Kehlsparren einem verkanteten Flugsparren vergleichbar. Seine Unterkante ist mit den Hauptdachsparren bündig.


Die Schifter der seitlichen Dachflächen der Trapezgaube werden meist parallel zur Gaubenfront angeordnet. Somit sind sie nicht verkantet und laufen nicht entlang der Falllinie. Daher müssen sie abgegratet werden. Es stört viele Dachdecker, wenn am Ortgang vor der Gaube noch ein Schifter angeordnet ist, der bis zur Kehllinie geht. Dann kann nämlich die letzte Ziegel- oder Dachsteinreihe vor der Gaube nicht ungestört durchgedeckt werden und es sind aufwändige Abdichtungsarbeiten an diesem durchdringenden Schifter erforderlich. Wenn die Schifter dagegen parallel zum Schleppsparren und in die seitliche Dachfläche verkantet angeordnet werden, treten diese Probleme nicht auf. Die Schifter stören die Eindeckung nicht und Schalungen oder Gesimskästen können so abgeschnitten werden, dass sie über der Eindeckung “schweben“. Diese Variante wird allerdings nur selten gewählt, weil sie in Abbundprogrammen nicht als Standard zur Verfügung steht und einen Mehraufwand bei der Eingabe bedeutet.


Gauben sind oft die wirtschaftlichste, manchmal aber auch die einzige Möglichkeit, im Dachgeschoss mehr Wohnraum und Belichtung zu erlangen. In einigen Bundesländern ist bei Vorhandensein eines Bebauungsplanes der nachträgliche Gaubeneinbau nicht mehr genehmigungspflichtig. Dennoch müssen in einem solchen Falle alle baurechtlichen Bestimmungen eingehalten werden. So muss zum Beispiel darauf geachtet werden, dass das Dachgeschoss durch die Vergrößerung der Wohnfläche nicht unerlaubterweise zum Vollgeschoss wird. Auch machen örtliche Bebauungspläne oder "Gaubensatzungen" gewisse Vorgaben. Dieser Artikel zeigt eine Übersicht der gebräuchlichsten Gaubenformen mit ebenen Dachflächen.

Die Geometrie von Gauben, die sich mit einer Schleppfläche (Schleppgauben, abgewalmte Schleppgauben und Trapezgauben) oben in einem Dachbruch an das Hauptdach anschließen, sollte sich idealerweise am Raster der Eindeckung des Hauptdachs orientieren. Wichtigstes Kriterium ist dabei eine sinnvolle Anordnung dieses Dachbruchs. In der Regel sollte der Dachbruch mindestens zwei Ziegel- oder Dachsteinreihen unterhalb des Hauptdachfirstes liegen, damit die Firstziegel problemlos aufgesetzt werden können. Um die Mindestdachneigung für die Eindeckung des Schleppdachs nicht zu unterschreiten, kann die Gaubenfront manchmal nicht so hoch wie vom Bauherrn gewünscht ausgeführt werden, sondern muss etwas gedrückt werden.

Bei Gauben, die lotrechte seitliche Backen haben (Schlepp-, Satteldach- und Walmgauben) ist eine Positionierung der Gaube unter Berücksichtigung des Hauptdach-Eindeckungsrasters aber oft nicht möglich, weil die Ausrichtung am Innenraum wichtiger ist. Je nach Gaubengröße müssen oft die Hauptdachsparren rechts und links neben der Gaube verstärkt werden, um die höheren Lasten aufnehmen zu können. Bei schmalen Schleppgauben mit großen Fensteröffnungen muss - wie auch bei anderen Gauben - die Aussteifung gegen Windlasten über Rispenbandkreuze auf der Gaubendachfläche erfolgen.

Wenn man bei Trapezgauben innerhalb der seitlichen Dachflächen eine Waagerechte konstruiert, fällt auf, dass die Ortgänge nicht rechtwinklig zu ihr liegen. Das heißt, dass Regenwasser über diesen Ortgang ablaufen würde, wenn nicht eine Rinne bzw. die Struktur von Ziegeln oder Dachsteinen die Wasserführung übernähme. Bei einer Eindeckung mit Schiefer oder Biberschwanzziegeln sollte die Rinne der Schleppdachfläche an den Ortgängen herumgeführt werden.