Traditionsreicher Ausbilderworkshop

Rainer Kabelitz, der Geschäftsführer von Holzbau Deutschland, begrüßte die Gruppe am Anfang. Holzbau Deutschland unterstützte die Durchführung ideell und finanziell.

Ausbilder Daniel Schinkel gab der Gruppe einen Einblick in den CNC-Abbund auf der Hundegger K2i mit Robotaggregat.

Ausbilder Marco Seumer erläutert die Arbeitsschritte am Wendetisch.

Am ersten Tag des Trainerworkshops "Fachkunde Absturzprävention" beschäftigte sich die Gruppe eingehend mit Leitern.

Achim Fachbach von der BG BAU erläutert die Vorteile der leichten Plattformleiter.

Nach erfolgreicher Beendigung des Workshops können die Teilnehmer nach Beauftragung in Ihrem Ausbildungszentrum die Leiternprüfung übernehmen.

Frank Christ von der BG BAU stellt unterschiedlichste Sicherungssysteme im Bereich Persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz (PSAgA) vor.

Die bayerischen Kollegen waren so nett, eine in Deutschland kaum bekannte Auffangeinrichtung aus Luftsäcken, ein sogenanntes Soft Landing System (SLS), mitzubringen.

- mal ganz anders als geplant

Nachdem der Workshop Corona-bedingt zwei Mal ausgefallen war, trafen sich in diesem Jahr wieder Ausbilder aus dem ganzen Bundesgebiet zum Erfahrungsaustausch und zur Fortbildung im Bundesbildungszentrum. Das Oberthema war der Holzrahmenbau. Darin integriert war ein Trainerworkshop "Fachkunde Absturzprävention", der die Teilnehmer befähigt, selbst solche von der BG BAU finanziell sehr gut geförderten Kurse in ihrer Bildungseinrichtung anzubieten.

 

Dieser Workshop hat eine große Tradition! Einer der Teilnehmer erinnerte sich, bereits im Jahr 1996 im Bubiza an einem Vorläufer des heutigen Workshop-Konzepts teilgenommen zu haben. Als Workshop wurde die Reihe dann von unserem Ausbilder im Unruhestand Otto Blumenstein gegründet. Bei den ersten Treffen ging es um das Thema "Flächenschiften". Termin ist immer die Woche nach Ostern. Am Ende des Workshops wird das Thema für das nächste Jahr festgelegt. Einmal wurde eine Fledermausgaube mit Falzziegeln eingedeckt. Ein ander Mal stand die CNC-Abbundtechnik im Vordergrund. Oft werden auch Exkursionen zu interessanten Firmen organisiert und externe Experten eingeladen. Seit einigen Jahren steht der Holzrahmenbau im Fokus. Wie kann moderner Holzhausbau in Theorie und Praxis in Ausbildung und Meisterschule integriert werden?

Im Jahr 2020 hatte die BG BAU eigentlich eine groß angelegte Qualifizierungs-Kampagne gestartet, um das Zimmererhandwerk großflächig im Bereich Absturzprävention zu informieren. Corona-bedingt konnten leider nur wenige Trainerworkshops stattfinden und auch die waren nur schwach besetzt.

Anfang 2022 sah das Organisationsteam am Bubiza die Chance, bis zu 20 Ausbildern eine Kombination aus Holzrahmenbau und Trainerworkshop anzubieten. Alle angemeldeten Ausbilder wurden angeschrieben und um ihr Einverständnis gebeten. 18 stimmten zu bekamen im April das "Doppelpack". Sie können jetzt das für alle Zimmerleute wichtige Thema Absturzprävention noch stärker in die Ausbildung integrieren. Zusätzlich können sie nun auch das von der BG BAU sehr gut geförderte Seminar "Fachkunde Absturzprävention" für Verantwortliche und Führungskräfte in Holzbaubetrieben anbieten. Die Teilnahme an einem solchen Seminar ist für die Betriebe wiederum Voraussetzung (neben weiteren Bedingungen), um beitragsunabhängig die höchste Fördersumme bei der BG BAU beantragen zu können.

Am ersten Tag wurde der Ablauf des Holzrahmenbau-Projekts in Ausbildung und Meisterkursen am Bubiza vorgestellt. Anschließend wurden von Daniel Schinkel und Marco Seumer die Stationen CNC-Abbund, Plattenzuschnitt, Zusammenbau von Elementen am Wendetisch und das Einblasen der Zellulosedämmung gezeigt.

Am zweiten und dritten Tag übernahmen Frank Christ und Achim Fachbach von der BG BAU die Qualifizierung der Teilnehmer zu Trainern für die "Fachkunde Absturzprävention". Dieser Teil der Veranstaltung wurde ideell und finanziell von Holzbau Deutschland unterstützt. Wie wichtig das Thema unserem Spitzen-Verband ist, wurde dadurch unterstrichen, dass HD-Geschäftsführer Rainer Kabelitz bis zum Ende des Workshops dabei war und in regem Austausch mit den Ausbildern stand. Er hat auch viele Fotos gemacht und Videos gedreht, die von den Teilnehmern für ihre Seminarwerbung genutzt werden können.

Weil Leitern in der Unfallstatistik ganz weit oben stehen, bekamen sie besonders viel Aufmerksamkeit. Durch die mindestens jährliche Prüfung seiner Leitern kann jeder Betrieb beschädigte oder verschlissene Leitern aus dem Verkehr ziehen, bevor sie einen Unfall verursachen. Nach Beauftragung durch die Leitung ihres Ausbildungszentrums können die Workshop-Teilnehmer die Leiternprüfung in ihrer Einrichtung künftig selbstständig übernehmen. Für das Üben der Leiterprüfung innerhalb von Seminaren empfiehlt es sich, die Betriebe in der Region um ausrangierte Leitern zu bitten. Diese sollten eine eindeutige Kennzeichnung erhalten, damit sie nicht versehentlich wieder in Benutzung genommen werden. Am dritten Tag ging es um Gerüste, Schutznetze und PSAgA. Durch die Abwechslung von Theorie und Paxis konnte der Workshop kuzweilig gestaltet werden. Thomas Holz vom PSAgA-Hersteller ST-Quadrat stellte Anschlageinrichtungen, Schienen- und Seilsysteme vor. Durch die Unterstützung des Kranherstellers Klaas und des PSAgA-Herstellers IKAR konnten Versuche mit einem Dummy gemacht werden. Zuerst wurde ein Sturz mit Sicherung am Kran mit Personensicherungsmodus (Fall Protection Mode FPM) gezeigt. Dadurch, dass das Höhensicherungsgerät (HSG) dabei optimal über der zu sichernden Person positioniert werden kann, ist die Fallstrecke bis zur Abbremsung sehr kurz. Die Rettung nach einem Sturz ist bei dieser Sicherungsart inklusive: Die gestürzte Person wird einfach mit dem Kran vorsichtig zu Boden gelassen. Beim zweiten Versuch war eine Lifeline am Gerüst gespannt. Der Dummy wurde mit dem Kran auf die geplante Absturzposition gehoben und mit einem speziellen Auslöser fallengelassen. Auch bei dieser Sicherungsart war die Fallstrecke sehr kurz. Bei Lifeline-Systemen ist die Rettung ebenfalls durch einfaches Ablassen möglich - ohne weitere Rettungsgeräte. Das ist ein enormer Vorteil. Bei der Rettung nach einem Sturz darf nämlich keine Zeit vergeudet werden. Sonst kann es zum gefährlichen Hängetrauma bei der im Gurt hängenden Person kommen.

Damit die Workshop-Teilnehmer die für die Durchführung dieser Seminare in ihrer Bildungseinrichtung benötigte Ausstattung im Bereich PSAgA von der BG BAU gefördert bekommen, müssen sie noch einen PSAgA-Kurs besuchen, in dem die Rettung nach einem Sturz geübt wird. Einen solchen Kurs sollte eigentlich jede Firma besuchen, die ihre Mitarbeitenden mit PSAgA sichert. Die Rettung muss geübt sein, bevor die PSAgA verwendet wird.

Am letzten Tag wurde von Daniel Schinkel und Marco Seumer noch das Handling eines Wandelements vom Wendetisch bis zur Montage gezeigt.

Wir wünschen uns, dass dieser Workshop für die Teilnehmer unvergesslich bleibt und dass sie daran mitwirken, möglichst viele Zimmerleute für die Risiken unserer oft hoch gelegenen Arbeitsplätze zu sensibilieren.

Es gilt nichts weniger, als einen Kulturwandel zu schaffen: Nicht der ist cool, der ungesichert über die Firstpfette balanciert, sondern der, der sich sichert oder noch besser: Seine Arbeit so organisiert, dass er sich nicht in Bereichen mit Absturzgefahr aufhalten muss!